Biwakieren in den Alpen ist gar keine schlechte Idee

Die Alpen. Tagsüber sind die mächtigen Berge schon schön, aber sobald die Menschenmassen verschwunden sind, und der Natur sich auf der Nacht vorbereitet, wird es noch um einiges besser. Biwakieren in den Alpen ist ein Abenteuer. Man verzichtet auf jeglichen Komfort. Aber das Ganze zahlt sich aus. Mein Abenteuer findet auf dem Gipfel der Benediktenwand statt, an einen sonnigen Tag im Süden Bayerns.

Biwakieren

Der Sommer ist der besten Jahreszeit zum Biwakieren

Es ist Hochsommer, wenn ich mich für längere Zeit im wunderschönen Herrsching aufhalte, einen Ort Südwestlich der Landeshauptstadt München. Herrsching befindet sich in ausgezeichneter Lage. Direkt am Ammersee und sehr nah am Alpenrand kann man sich hier in der Natur vergnügen. Die Bayrische Alpen haben einen besonderen Platz in meinen Herzen. Hier habe ich Hüttentouren gemacht, bin geklettert und habe Abenteuer erlebt. Aber immer habe ich mich abends in ein bequemes Bett gelegt mit einem Dach über den Kopf.

Das sollte sich Mal ändern. Mir ist klar, dass Zelten in den Alpen untersagt ist. Aber biwakieren ist erlaubt. Also schaue ich ins Internet und suche nach einem geeigneten Biwak, wo ich die Nacht verbringen kann.

Auf einmal fällt mir was ein: kurz unterhalb vom Gipfel der Benediktewand steht eine kleine Biwak Schachtel. Er ist sehr spartanisch, aber es ist genau was ich suche. Die Aussicht vom Biwak ist phänomenal. Man hat einen direkten Blick auf die Zugspitze und man überblickt die schroffen Gipfel des Karwendels.

Warten auf schönes Wetter

In den Sommermonaten kann sich das Wetter in den Alpen rasch ändern, und bereits Anfang Juli lauert das Unwetter am Ende des Tages. Ich schaue bereits täglich auf die Wettervorhersage, werde aber immer aufs Neue enttäuscht. Es ist jeden Tag Gewitter vorhergesagt.

An einen warmen und sonnigen Tag entscheide ich auf gut Glück mich auf den Weg zu machen. Sollte das Gewitter vorzeitig schon kommen, kann ich Notfalls in die Tutzinger Hütte übernachten. Alles, was ich zum Biwakieren brauche packe ich ein, und im Rucksack verstaue ich meinem Schlafsack, Schlafmatte sowie Essen und Trinken. Ich bin bereit fürs Abenteuer.

Biwakieren

Auf geht’s zum Gipfel

Der Weg zum Gipfel verläuft durch die schattigen Wälder des Alpenvorlandes. Der Schatten tut gut. Es ist sehr warm und der Schweiß läuft hinunter. Begleitet von einem blauen Himmel erreiche ich die Tutzinger Hütte. Bis zum Gipfel werde ich noch etwa eine Stunde brauchen, aber bevor es weitergeht, beschließe ich mich noch ein wenig auf der Hütte zu erholen.

Bevor ich mich wieder aufmache, quatsche ich noch ein wenig mit dem Hüttenwirt. Ich möchte gerne wissen, ob es überhaupt sicher ist, oben am Gipfel zu biwakieren. Niemand kennt die Alpen besser als der Hüttenwirt. Er schaut hinauf zum Himmel und versichert mir, dass es sicher ist zu gehen. ‚Wenn du dich jetzt aufmachst, bist du vor dem Unwetter in der Biwak Schachtel, wo du sicher bist‘, so der Wirt.

Ist Biwakieren auf der Benediktenwand wirklich sicher?

Mit den Wörtern des Hüttenwirts im Hinterkopf, mache ich mich auf den Weg. Der Himmel ist nach wie vor blau, aber als ich näher am Ziel komme und ich gen Süden blicken kann, verliere ich kurz meine gute Laune. Der Himmel im Süden ist bereit schwarz gefärbt, und das Gewitter bewegt sich in meine Richtung.

Es bleibt nichts anderes übrig als weiterzumachen, und zum Glück erreiche ich zeitnah das Biwak. Das Biwakieren kann also losgehen. Ich rolle meine Isomatte und meinen Schlafsack aus, und schließe die Tür. Schon kurz darauf bricht die Hölle los.

Eine Stunde lang hämmert das Wetter gegen meine Biwak Schachtel. Es gibt nicht nur Donner und Blitze, sondern auch Hagelsteine so groß wie Pingpongbälle, und meine Schutzhütte wackelt durch die heftigen Sturmböen. Aber dann zieht das Gewitter weiter und ich kann endlich Mal raus.

Magie auf Höhe

Was sich danach vollzieht lässt sich recht schwierig beschreiben. Der schwarze Himmel ist nun verschwunden, und stattdessen lockert es auf. Der Regen hat die Welt um mich herum gesäubert. Die Sonne lässt sich blicken, der Nebel in den Tälern zieht langsam auf. Die Sicht ist auf einmal so unglaublich klar.

Die mächtige Westflanke der Zugspitze wird so klar von der Sonne beleuchtet, dass man die Säulen der Zugspitzbahn sehen kann. Die Szene, die sich vor meinen Augen entfaltet, sieht aus wie ein Gemälde, wo der Künstler die schönsten Ecken des Gemäldes mit seinen schönsten Pinselstrichen bezaubert.

Es ist bereits spät am Abend und die Sonne sinkt langsam hinter den Bergen. Es ist der schönste Moment des Tages, und ich erlebe diesen Moment am Gipfel der Benediktenwand. Ich bin allein, es gibt hier niemanden die mich stören kann. Ich hole meine Kamera aus meiner Hosentasche und fühle mich mehr als erfüllt.

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Morning has broken, das Biwakieren neigt seinem Ende

Meine erste Nacht im Biwak war nicht unbedingt bequem. Biwakieren ist schließlich etwas gewöhnungsbedürftig. Der Wind hämmert nachts gegen die kleine Hütte, und lässt die Biwak Schachtel hin und her schütteln. Ich stehe früh auf, da es schon früh hell wird und der Schlaf dann dementsprechend nachlässt. Ich mache mich auf den Weg zur Tutzinger Hütte, noch etwas schläfrig von der letzten Nacht, und hoffe auf ein gescheites Frühstück.

Sehr plötzlich wird mir der Weg blockiert. Es tauchen zwei Steinböcke auf, und wie es aussieht, haben die beiden Tiere keine Lust, mich durchzulassen. Tagsüber sind Steinböcke sehr schüchterne Tiere, aber sobald die Menschen aus den Alpen verschwinden, nehmen sie ihren wahren Platz in der Alpinen Hackordnung wieder ein.

Ich muss mich gedulden und warte bis die Tiere weiterziehen. Als ich auf der Hütte eintreffe erzähle ich von meinem Abenteuer. Ich habe es absolut nicht bereut. Tatsächlich kann ich es kaum erwarten, um erneut zu biwakieren und einzutauchen im Farbenspiel der Mutter Erde.

Neugierig?

Biwakieren ist vielleicht nicht nach jedem Geschmack, aber es ist ein unvergessliches Erlebnis. Sie wollen einen ähnlichen Artikel für Ihre Webseite oder Ihr Unternehmen? Kein Problem! Nehmen Sie Kontakt auf und erfahren Sie mehr.

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