Vier Tage Stille: Auf Hüttentour im Karwendel

Vom österreichischen Ort Schwaz zum österreichischen Ort Scharnitz zu Fuß. Im Sommer 2019 fanden ein guter Kumpel und ich, dass sei eine hervorragende Idee. Mit nur dem Notwendigstem im Rucksack verstaut, machten wir uns an einem sonnigen Tag im August auf den Weg. Ab ins Karwendelgebirge, ab ins Unbekannte. Was uns auf der Tour erwarten würde, ist im Voraus noch mit einem großen Fragezeichen versehen. Dabei ist eines bereits klar: Wir durchkreuzen ein schroffes, raues und stellenweise verlassenes Gebiet. Auf einer Hüttentour im Karwendel lässt man sich standardgemäß auf ein Abenteuer ein. Und wie fast immer in den Bergen, werden wir auch hier von der Natur wieder überwältigt werden.

Gut vorbereitet in die Berge

Für eine Hüttentour ist eine gute Vorbereitung nötig. Auch wir machen hier für unsere Tour durch das Karwendel selbstverständlich keine Ausnahme. Nach akribischer Planung und dem Zusammenstellen der notwendigen Ausrüstung, brechen wir gut vorbereitet in die Berge auf.

Vier Tage lang lassen wir uns auf die Einsamkeit der Berge ein. Das Karwendel ist ein sogenannter Naturpark und steht unter Naturschutz. Man findet in dem Gebiet nur einige Berghütte und Almen. Ansonsten gibt es hier lediglich Ruhe und Gelassenheit. Unsere Tour führt uns durch den österreichischen Teil des Karwendels. Das Karwendel befindet sich in Tirol, nördlich vom Inn, wobei sich Tirol einen kleinen Teil des Gebirges mit seinem Deutschen Nachbar Bayern teilt.

Die Hüttentour im Karwendel kann losgehen

Von München hat man es nicht weit zum österreichischen Schwaz, dem Startpunkt der Tour. Hier steigen wir aus dem Zug und es kann los gehen. Schon schnell verabschieden wir uns von der bewohnten Welt, die wir erst in vier Tage wieder sehen werden. Nach dem Start der Hüttentour dauert es nicht lang, bis wir schnell tiefer ins Karwendel eindringen. Es geht über eine breite Straße hinauf, über den Stallenboden, zur Lamsenjochhütte, unserem ersten Schlafplatz im Karwendel.

Langsam lassen wir die grünen Wiesen zurück. Stattdessen wird die Landschaft rauer und das Karwendel zeigt sich von seiner bekannten Seite. Nach 15 Kilometern und 1.500 Höhenmetern kommen wir schließlich erschöpft am Ziel an. Am Fuße der Lamsenspitze kommen wir auf der Terrasse der Lamsenjochhütte zur Ruhe.

Huttentocht Karwendel

Durch das Vomperloch, dem stillsten Ort während unsere Hüttentour im Karwendel

Tag zwei. Etwas später als geplant stehen wir auf. Denn obwohl das Lager fast ausgebucht ist, schläft zumindest ein Teil der Zweiergruppe recht fest und tief. Unsere Handys haben bereits kein Netz mehr und das ist auch gut so. Es geht weiter und auf uns wartet eine lange und anspruchsvolle Tour für diesen Tag.

Die ersten Stunden des Tages fragen wir uns ernsthaft, auf was wir uns eingelassen haben. Es geht von Anfang an steil hinauf und die Geröllfelder, ein übliches Gelände für das Karwendel, machen den Aufstieg zum Brudertunnel noch um einiges anspruchsvoller. Nachdem wir es entlang des Brudertunnels über einen schwierigen Steig schaffen, erreichen wir endlich den höchsten Punkt des Tages. Wir befinden uns auf gut 2.100 Meter und gehen am Gipfel der Lamsenspitze vorbei.

Nebel zieht auf

Danach nehmen wir Kurs auf das Vomperloch. Doch zuvor geht es erst noch mehr als 1.000 Meter steil hinunter. Der Weg ist schwierig und uns ist klar, dass Anfänger hier nichts zu suchen haben. Auch wir tun uns schwer aber halten durch. Manchmal muss man sich einfach ein wenig quälen, um die schönsten Orte in Österreich zu erreichen.

Die Natur kommt uns heute entgegen, denn als wir das Vomperloch endlich erreichen, sind wir erstaunt, wie schön dieser Ort im Karwendel ist. Das Vomperloch wirkt noch sehr ursprünglich. Wir folgen unserem Weg weiter durch das schmale Tal und es geht auf und ab. Es geht an Stahlseilen entlang und über Treppen. Wir springen (nicht immer von Erfolg gekrönt) über Bäche und genießen währenddessen die Landschaft.

Wir hatten uns im Voraus versucht ein Bild von unserer Hüttentour zu machen, aber der heutige Tag übersteigt bereits unsere Erwartungen. Später am Tag, nachdem wir schon über acht Stunden unterwegs sind, zieht Nebel auf. Die grandiose Aussicht, die wir bis dahin genießen durften, wird uns von nun an genommen. Spät am Nachmittag erreichen wir schließlich erschöpft die Hallerangeralm. Es reicht für heute, morgen geht es weiter.

Zum höchsten Gipfel des Karwendelgebirges

Tag drei der Hüttentour im Karwendel bricht an und heute geht es zum höchsten Gipfel des Gebietes. Die Birkkarspitze wartet auf uns. Sie zu bezwingen wird keine leichte Sache werden. Gut 1.500 Höhenmeter müssen wir überbrücken, durch Geröllfelder und an gesicherten Stellen entlang. Das Gipfelkreuz der Birkkarspitze befindet sich auf gut 2.700 Metern über dem Meeresspiegel. Wenn das Wetter mitspielt, würden wir oben am Gipfel eine hervorragende Aussicht über die Alpen genießen dürfen.

Wir machen uns früh auf den Weg, denn uns erwartet ein langer Tag. Der Nebel zieht langsam auf und das Wetter lässt sich schnell von seiner schönsten Seite blicken. Bisher haben wir das Glück wieder einmal auf unserer Seite. Auf der Kastenalm, im Hinterautal, machen wir zum letzten Mal Rast, bevor es steil hinauf zur Birkkarspitze geht. Dann geht es los. Wie erwartet ist es anstrengend. Es geht an alten Schneefeldern und einer uralten Gletscherzunge entlang, die sich bereits längst von einem irdischen Leben verabschiedet hat.

Huttentocht Karwendel

Die Aussicht ist überragend

Bei klarem Wetter hat man einen überragenden Blick in die Ferne. Zum Glück ist dies heute der Fall und wir können oben am Gipfel die Aussicht über die Alpen genießen. Es hat sich gelohnt, die Birkkarspitze zu bezwingen. Danach geht es steil hinunter zum Karwendelhaus. Die Waden tun mittlerweile weh, die Geröllfelder des Karwendels sind wohl doch anstrengender als gedacht. Dennoch macht die Hüttentour im Karwendel immer noch Spaß: auch heute hat das Gebiet uns wieder gezeigt, wie schön es hier ist.

Nachdem die Hälfte der Zweiergruppe einen erholsamen Schlaf hatte, bricht der letzte Tag der Tour an. Über einen breiten Schotterweg geht es hinab nach Scharnitz. Die schwierigen Stellen der Strecke liegen längst hinter uns, dennoch spüren wir, wie anspruchsvoll unsere Hüttentour war. Am Ende gehen wir nicht mehr, sondern humpeln mehr oder weniger zum Scharnitzer Bahnhof. Trotzdem sind wir glücklich, denn das Abenteuer das nun hinter uns liegt, entlohnt sämtliche körperliche Strapazen. Das Karwendel hat uns mit seiner Schönheit verzaubert.

Du kannst auch nicht genug vom Hüttentouren bekommen?

Wir auch nicht! Zum Glück ist Lecko Mio voll von wunderbaren Touren durch einsame und verlassene Gebiete. Schaue dich also ruhig um und lass dich für dein nächstes Abenteuer inspirieren.