Die Stille umarmen: Auf Hüttentour im Montafon

Ich bin bereits zwei Tagen unterwegs als ich in aller Frühe das Gavalljoch erreiche. Die vorherigen Tage befand ich mich im Gamperdonatal und der nördlichsten Ecke der Schweiz. Gerade habe ich die Grenze zur Österreich überquert und sehe zum ersten Mal der Lünersee. Der Regen, der mich seit dem Anfang der Etappe begleitet hat, zieht auf. Dunkle Wolken hängen über dem Rheintal, aber zum Glück begebe ich mich in eine andere Richtung. Ich verfolge meinen Weg gen Osten, und durchquere das Rätikon, wo zum Glück die Sonne scheint. Auf der Suche nach dem Abenteuer. Meine Hüttentour im Montafon hat jetzt richtig begonnen.

Kilometer voller Einsamkeit und Stille

Eine Hüttentour entlang der desolatesten Ecken des Montafons, das ist für diese Tour mein Ziel. Das Montafon ist ein langgezogenes Tal im Herzen des österreichischen Vorarlbergs. Ich bin während dieser Tour allein unterwegs. Die Natur ist diese Woche meine Begleitung. Das Rätikon ist eine schroffe und unberührte Bergkette und bildet die natürliche Grenze zu der Schweiz. Ein paar Mal überquert man auf der Strecke die Grenze. In diesem Gebirge fängt meine Hüttentour an. Fast nahtlos geht das Rätikon über in die Silvretta. Dieses Gebirge ist genau so schön wie das Rätikon. Hier findet man die höchsten Berge Vorarlbergs. Außerdem findet man in diesem Gebiet das ewige Eis: Die Silvretta ist bekannt für seine mächtigen Gletschern.

Danach verfolge ich meinen Weg gen Norden und durchquere die Verwallgruppe, bekannt um seine Moorlandschaften und grüne Hänge. Bereits seit Jahrzehnten wird dieses Gebiet mit großer Sorgfalt beschützt. Insgesamt bin ich eine Woche unterwegs. Eine Woche in dem die Landschaft sich täglich ändert, und wo man nach jedem Aufstieg eine andere Aussicht hat. Es macht einfach so viel Spaß in den Bergen unterwegs zu sein, und außerdem wird einen klar wie unglaublich schön die Natur wohl sein kann.

Eine Hüttentour im Montafon kann man nur genießen

Es ist noch früh als ich die Grenze zur Österreich überquere und das Montafon sich von seiner schönsten Seite blicken lässt. Das Ziel für heute ist die Tilisunahütte, am Fuße des Sulzfluhs, einem bekannten und sehr beliebten Gipfel. Den Sulzfluh werde ich allerdings nicht besteigen. Mein Weg geht an verlassenen Täler entlang und über spektakuläre Bergpässe. Auf meinem Weg zum Ziel begegne ich unter anderem dem Verajoch, dem Öfapass und der Schwarze Scharte.

Unterwegs zu meinem Ziel staune ich über die Schönheit des Rätikons. Ich gehe am Schweizer Tor entlang, die Tür zur Schweiz. Es ist eine der wenigen Orte im Rätikon, wo man die Grenze zur Schweiz überqueren kann. Viele Wanderer nutzen diesen Durchgang für einen kurzen Besuch in der Schweiz. Früher nutzten Schmuggler diesen Weg, um ihre Handelswaren von und nach Österreich zu bringen. Das war wohl eine andere Zeit. Ob die Schmuggler wohl Zeit gehabt hätten, die Schönheit der Landschaft so richtig in sich aufzunehmen?

Eine Hüttentour im Montafon im Spätsommer

Hüttentouren, egal ob im Frühling, Sommer oder Herbst, man lässt sich auf ein großartiges Abenteuer ein. Mir geht es auf meiner Hüttentour im Montafon genauso. Es ist das erste Mal, dass ich in September eine Hüttentour mache, etwas später als üblich. Die Hütten bereiten sich schon langsam vor auf das Ende der Saison, letztendlich werden die meisten Hütten bereits Ende September zu machen. Generell ist es im September bereits etwas ruhiger auf den Hütten. Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu und die meisten von uns haben bereits das stressige Leben im Tal wieder aufgenommen.

Wandern in September hat einen großen Vorteil: Die Natur zeigt sich langsam von ihrer schönsten Seite. Die Alpenwiesen färben sich langsam Goldgelb und auch die Bäume bekommen schon langsam goldene Farben. Die Sonne steht bereits etwas niedriger und sorgt vor allem frühmorgens und abends für eine mystische Stimmung.

Huttentocht Montafon

Sonnenuntergang am Tilisunasee

Nach einem langen Tag mit sehr vielen Höhenmetern erreiche ich die Tilisunahütte. Abends nach dem Essen gehe ich noch kurz raus, endlich fängt das Farbenspiel an. Der Sonnenuntergang auf der Tilisunahütte ist magisch. Die Ruhe, das warme Licht und die Tatsache das ich fast alleine diesen Moment genieße, sorgt für eine unvergessliche Stimmung. Die Nacht im Lager ist eher durchwachsen. Meine Mitwanderer halten mich wach mit rhythmischem Schnarchen.

Am nächsten Morgen geht meine Hüttentour im Montafon weiter. Ich verlasse das Rätikon und mache mich auf den Weg zur Silvretta. Das Rätikon verleiht mir einen passenden Abschied. Es ist erst sieben Uhr in der Früh und die Sonne geht langsam auf. Zeitgleich fängt es leicht an zu regnen. Normalerweise mag ich keinen Regen, aber heute ist mir das egal. Die Alpenwiesen, die bereits in herbstlicher Stimmung sind, werden auf magischer Weise von der Sonne beleuchtet. Hinter mir erscheint einen Regenbogen. Ganz langsam drehe ich mich um meine Achse. Es ist kein Traum.

Huttentocht Montafon

Auf einer Hüttentour im Montafon muss man auf alles vorbereitet sein

Wer mehrere Tage am Stück in den Bergen unterwegs ist, weiß das das Wetter für einen Einfluss haben kann. Und obwohl ich bis zur Tübinger Hütte wettermäßig sehr viel Glück habe, entkomme ich nicht der Laune der Natur. Es ist Gewitter vorhergesagt an den Tag an dem ich das Rätikon verlasse und meinen Weg in die Silvretta verfolge. Ich habe Glück, es bleibt bei einer Vorhersage und das schlechte Wetter bleibt aus.

Als ich abends gemütlich in der Stube sitze, hat der Hüttenwirt allerdings eine wichtige Mitteilung. Das schöne Septemberwetter neigt seinem Ende. Stattdessen wird der Wind drehen und jeder Alpinist weiß, was das bedeutet: es wird schlechtes Wetter kommen. Im Tal wird es regnen, und höher in den Bergen wird es sogar Schnee geben. Viele Wanderer müssen gezwungenermaßen ihren Hüttentour im Montafon umplanen.

Diesmal hat der Hüttenwirt recht. Als ich am nächsten Morgen durchs Fenster schaue, werde ich begrüßt von Regen, Nebel und Kälte. Gestern war es noch angenehm warm, aber heute haben wir knapp vier Grad. Das ist mal wieder gewöhnungsbedürftig.

Montafon

Sogar Regen kann meinen Hüttentour im Montafon nicht verderben

Bei Regen und Kälte muss ich immer an eine norwegische Weisheit denken: Kälte ist eine Emotion und schlechtes Wetter gibt es nicht, nur schlechte Klamotten. Mit dieser Weisheit im Hinterkopf verfolge ich meinen Weg und lege die restliche Strecke meiner Hüttentour im Montafon zurück. Natürlich hält sich die Aussicht beim Regen im Grenzen, aber das nehme ich einfach mal so hin.

Mein letzter Stopp bringt mich zur neuen Heilbronner Hütte. Im Herzen der Verwallgruppe genieße ich den letzten Abend meiner Hüttentour. Ich habe Glück, da heute Abend auf der Hütte ein Winzerabend stattfindet. Es gibt Wein aus der Region, und ich lass es mir selbstverständlich schmecken.

Meine Hüttentour im Montafon war phänomenal. Vor etwa 27 Jahre war ich zum ersten Mal in diesem Tal, aber nie zuvor habe ich die Landschaft so genießen können. Ich habe eigentlich vergessen, wie schön diese Region eigentlich ist und wie viele schöne Ecken es hier gibt. Allein auf Hüttentour zu gehen hat meine Welt bereichert. Man sieht einfach mehr und man nimmt alles einfach besser auf.

Neugierig?

Wer die Berge liebt und sich gerne mit der Natur verbindet, muss jedenfalls dem Montafon einen Besuch abstatten. Sie wollen einen ähnlichen Artikel für Ihre Webseite oder Ihr Unternehmen? Kein Problem! Nehmen Sie Kontakt auf und erfahren Sie mehr.

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