Tirol ist weithin bekannt und übt eine große Anziehungskraft auf Deutsche Touristen aus. Vor allem im Winter werden Zillertal, Ötztal und Westendorf überschwemmt. Logisch, denn in diesen Gebieten kann man die schönsten Pisten hinunter sausen. Man könnte meinen, dass dieses österreichische Bundesland keine Geheimnisse für Deutsche Touristen hat, aber das stimmt nicht ganz. Vor allem im Norden des Bundeslandes gibt es Orte, die noch ziemlich unentdeckt sind. Wir nehmen dich mit zu diesen Orten und zeigen dir, wo man sich aufhalten kann.
Tirol und der Norden, Gebirgszüge an der Grenze zu Bayern
Der Norden Tirols grenzt zu einem großen Teil an das deutsche Bundesland Bayern. Mehrere Gebirgsketten bilden eine natürliche Barriere, die nur sporadisch durch eine kurvenreiche Bergstraße durchbrochen wird. Die meisten Gebiete im Norden des Bundeslandes sind nicht für den Massentourismus bekannt. Hier findet man in der Regel kleinere Skigebiete, weniger Gondeln und mehr geschützte Natur.
Wenn dir also die Natur am Herzen liegt und du in deinem Urlaub gerne etwas mehr Ruhe brauchst, ist dieser Teil Tirols der richtige Ort, um deine Zelte aufzuschlagen. Aber wo soll man anfangen, wenn man die Wahl hat zwischen dem Tiroler Chiemgau, dem Wilden Kaiser, den Brandenberger Alpen, dem Karwendel, dem Wettersteingebirge und dem Tannheimer und Vilsalpsee-Gebirge? In diesem Artikel stellen wir dir einige dieser Regionen vor und erklären, wohin man fahren soll.
Der Wilde Kaiser, der raueste Ort Tirols
Wir beginnen mit einem Gebirge, das viele Deutsche kennen. In der Tat ist der Wilde Kaiser ein Gebirge, das man auf dem Weg zum Wintersport kaum verfehlen kann. Wer in Fieberbrunn oder Kitzbühel Skifahren geht, ist vom Anblick dieses Gebirges fast überwältigt.
Der Wilde Kaiser ist ein Schutzgebiet, und das ist auch gut so. Am Fuße des Gebirges liegen die Orte Ellmau, Going, Scheffau und Söll. Diese Orte sind der Ausgangspunkt für die vielen Wander- und Kletterbegeisterten, die das Kaisergebirge genießen.
Ein Blick auf die Wanderkarte verrät schnell, dass die vielen Gipfel des Wilden Kaisers nur von erfahrenen Bergsteigern bezwungen werden können. Der höchste Berg des Gebiets, die Ellmauer Halt, hat zum Beispiel einige schwierige Passagen, die das Herz eines geübten Bergsteigers höher schlagen lassen.
Aber auch als gemütlicher Wanderer kann man hier auf seine Kosten kommen. In der Umgebung gibt es viele schöne Berghütten, die leicht zu erreichen sind. Die Gruttenhütte ist ein gutes Beispiel dafür. An den Flanken der Karlspitze gelegen, bietet sie einen fantastischen Blick über Tirol.
Wem das alles im Wilden Kaiser noch zu viel ist, der findet in den umliegenden Gebieten eine Lösung. So kann man sich zum Beispiel am Walchsee, nördlich des Wilden Kaisers im Tiroler Chiemgau, gut amüsieren. Wenn man trotzdem lieber mit dem Sessellift hinauffahren möchte, ist das nur einen Steinwurf entfernte St. Johann in Tirol eine sehr gute Option.
Die Brandenberger Alpen und das Rofangebirge
Wir stoßen weiter ins westliche Tirol vor und überqueren den Inn und das gleichnamige Inntal. Prompt befinden wir uns in den Brandenberger Alpen. Die Brandenberger Alpen bilden ein weitläufiges Gebiet, das im Osten bei Kufstein beginnt, dann ins Rofangebirge übergeht und schließlich im Westen am Achensee endet.
Die Brandenberger Alpen sind am besten vom Inntal aus zu erreichen, aber ansonsten gibt es nur wenige Möglichkeiten, mit dem Auto tiefer in die Berge vorzudringen. Und das ist auch gut so, denn auf diese Weise behalten die Brandenberger Alpen ihren ursprünglichen Charakter.
Kleine Dörfer in verlassenen Tälern, so soll es sein in Tirol
Dennoch gibt es eine Reihe von kleinen Dörfern in den Brandenberger Alpen zu finden. Steinberg am Rofan, nur vom Achensee aus erreichbar, liegt an einer Sackgasse und wird nicht umsonst das schönste Ende der Welt genannt. Zahlreiche schöne Wanderungen beginnen hier. Echte Empfehlungen sind die Wanderung auf den Gipfel des Vorderunnutz und die Guffertspitze.
Je weiter man in diesem Gebiet nach Norden kommt, desto schwieriger ist es, diese Gebiete von Österreich aus zu erreichen. Das ist natürlich keine Katastrophe, solange man sich im deutschen Bayern befindet. Von den Bayerischen Voralpen aus kann man nämlich in kürzester Zeit über die Grenze wandern.
So sind die Brandenberger Alpen und das Rofangebirge die unentdecktesten Gebiete Tirols. Ideal also für Abenteurer, die versteckte Winkel besser kennenlernen wollen.
Das Karwendelgebirge, entdecke die verlassene Seite Tirols
Wir verlassen das Rofangebirge und überqueren den Achensee. Das bekannte Pertisau ist das Tor zu einem der schönsten Gebirgszüge der österreichischen Alpen: dem Karwendelgebirge.
Das Karwendel ist schroff und einsam. Da das gesamte Gebiet unter Naturschutz steht, bildet es den größten Naturpark Tirols. Ein kleiner Teil des Karwendelgebirges liegt in Bayern. Der überwiegende Teil liegt jedoch in Österreich. Da das Gebiet geschützt ist, gibt es nur sehr wenige Dörfer direkt in diesem Gebiet. Außerdem ist das einzige Dorf in diesem Gebiet, Hinterriss, nur von Deutschland aus zu erreichen.
Das Karwendelgebirge eignet sich hervorragend für mehrtägige Hüttentouren. Das ist nicht verwunderlich, denn es gibt nur wenige andere Möglichkeiten, tiefer in dieses Gebiet einzudringen. Die klassischste Hüttentour beginnt auf dem Großen Ahornboden und führt über die Falkenhütte und das Karwendelhaus nach Scharnitz. Es ist eine schöne und nicht allzu schwierige Wanderung, die an den schönsten Stellen der Gegend vorbeiführt.
Das Schöne am Karwendelgebirge ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, eine Hüttentour zu gestalten. So kann man sich auch für eine größere Herausforderung entscheiden. Eine Tour durch den einsamsten Teil des Karwendels, das Vomperloch, und eine Übernachtung im Hallerangerhaus ist sehr zu empfehlen. Die Besteigung der Birkkarspitze am nächsten Tag bildet dann den Höhepunkt einer Mehrtagestour durch diesen Teil Tirols.
Das Wettersteingebergte und die Mieminger Kette
Dass Tirol eine noch nie dagewesene Vielfalt an Gebirgszügen hat, beweisen das Wettersteingebirge und die Mieminger Kette. Das Wettersteingebirge ist auf österreichischer Seite auch durch die Zugspitze bekannt. Von Ehrwald aus erreicht man mit der Tiroler Zugspitzbahn in kürzester Zeit einen der bekanntesten Berge der Region.
Etwas weiter südlich befindet sich dann die Mieminger Kette, ein kleiner, aber imposanter Gebirgszug. Im Süden bildet das Inntal die natürliche Grenze dieses Gebirgszuges. Im Osten grenzt dieses Gebirge an das bekannte Karwendelgebirge. Die Mieminger Kette hat eine Reihe von imposanten Gipfeln, von denen der Drachenkopf vielleicht der bekannteste ist. Am Fuße des Drachenkopfes befinden sich die bekanntesten Seen des Gebirges, nämlich der Seebensee und der Drachensee. Diese Seen werden jedes Jahr von vielen tausend Wanderern besucht.
Die Allgäuer Alpen, das Vilsalpseegebirge und die Tannheimer Berge
An der Grenze zu Bayern, Vorarlberg und Tirol bieten die Allgäuer Alpen ein Naturschauspiel, das seinesgleichen sucht. Grüne Almwiesen wechseln sich ab mit kristallblauen Bergseen und markanten Berggipfeln. Wenn man in den Allgäuer Alpen unterwegs ist, merkt man schnell, dass die Grenzen verschwimmen. So ist man in der einen Minute in Österreich und in der nächsten in Deutschland.
Wir konzentrieren uns jedoch auf den österreichischen Teil und kommen zu dem Schluss, dass man sich hier schon sehr gut aufgehoben fühlt. Westlich der Stadt Reutte tauchen bald die Tannheimer und Vilsalpsee Berge auf. Diese beiden Gebirgszüge schließen sich nahtlos an den österreichischen Teil der Allgäuer Alpen an.
Der wohl bekannteste Ort in dieser Gegend ist der Vilsalpsee. Vom nahe gelegenen Tannheim ist es nicht weit zum See, wo man sein Auto parken kann. Von dort aus kann man tiefer in die Gegend wandern. Eine Rundtour entlang des Sees zum Beispiel, oder zur Landsberger Hütte für diejenigen, die gerne etwas länger laufen.
Abenteuer in Tirol
Von der Landsberger Hütte aus hat man die Möglichkeit, noch weiter in die Gegend zu wandern. Denn die Vilsalpsee-Berge gehen nahtlos in die Allgäuer Alpen über, ein Gebirgszug, den sich Tirol mit seinem deutschen Nachbarn Bayern teilt. Beliebte Ausflugsziele gibt es hier zuhauf, wobei der Schrecksee das absolute Highlight darstellt.
Tiefer in den Bergen, wenn die meisten Tagesausflügler längst abgereist sind, können sich erfahrene Alpinisten austoben. Hier wartet der Heilbronner Höhenweg auf dich. Über Leitern und Stahlseile geht es durch den schönsten Teil des Allgäus, vielleicht sogar von ganz Tirol. Wenn man am Ende noch Energie übrig hat, sollte man sich einen der höchsten Berge des Tiroler Allgäus, das Hohe Licht, nicht entgehen lassen.
